Programm «connect! – gemeinsam weniger einsam»
Programm-Phase I (2024 – 2027): Einsamkeit im Alter
Einsamkeit bei älteren Menschen bringt nicht nur erhebliche gesundheitliche Beeinträchtigungen für die Betroffenen, sondern auch hohe volkswirtschaftliche Kosten mit sich. Die Schweiz verfügt bisher über keine Strategie und über kein koordiniertes Vorgehen, um dieses gesellschaftliche Problem gezielt anzugehen. Im Auftrag des Vereins «connect!» setzt sich das Programm für eine schweizweit koordinierte Initiative zur Prävention und Reduktion von Einsamkeit im Alter und zur Förderung von sozialer Zusammengehörigkeit ein.
«In der Schweiz gibt es derzeit keine gesamtpolitischen Massnahmen zur Prävention von und zum Umgang mit Einsamkeit. Jedoch gibt es zahlreiche lokale Initiativen, die es verdienen, bekannt gemacht und unterstützt zu werden.»
Prof. Dr. Stefano Cavalli, Scuola universitaria professionale della Svizzera italiana SUPSI
Unsere Vision
Die Menschen in der Schweiz …
… fühlen sich sozial eingebunden.
… sind befähigt im Umgang mit Einsamkeitsgefühlen.
… haben niederschwelligen Zugang zu Angeboten, welche Einsamkeit vorbeugen und reduzieren sowie die soziale Zusammengehörigkeit fördern.
… erhalten die ihrem Bedarf und ihren Bedürfnissen entsprechende Unterstützung.
Unser Mission Statement
Das Programm setzt sich ein für eine schweizweit koordinierte Initiative zur Prävention und Reduktion von Einsamkeit im Alter und zur Förderung von sozialer Zusammengehörigkeit. Über verschiedene Dienstleistungen, welche den interessierten Akteursgruppen unentgeltlich zur Verfügung gestellt werden, schafft das Programm einen Mehrwert und erzielt gesellschaftlichen Nutzen…
… für die mitwirkenden Kantone und Gemeinden, Organisationen, Institutionen und Fachpersonen, sowie
… zugunsten der älteren und von Einsamkeit betroffenen Menschen.
Netzwerk
Das Programm wird vom Verein «connect!» und seinen Mitgliedern getragen. Das Netzwerk besteht aus Akteuren und Akteurinnen, die sich für «connect! – gemeinsam weniger einsam» engagieren. Dazu zählen Kantone und Gemeinden, zivilgesellschaftliche Organisationen, kirchliche Einrichtungen, Fachorganisationen aus der Gesundheitsversorgung und dem Sozialwesen sowie Stiftungen, die mit finanziellen Beiträgen das Programm fördern.
Am Netzwerk interessiert?
Wir vernetzen Institutionen, Kantone, Gemeinden und Organisationen und fördern den gegenseitigen Erfahrungsaustausch im Netzwerk.
Machen Sie mit!Was verstehen wir unter Einsamkeit?
Einsamkeit ist ein unangenehmes und belastendes Gefühl, bei welchem die eigenen sozialen Beziehungen nicht den persönlichen Wünschen entsprechen und als unzureichend empfunden werden. Dieses Gefühl kann sowohl die Qualität der Beziehungen betreffen (z.B. fehlende Vertrauensbeziehungen) als auch die Quantität von sozialen Kontakten (z.B. fehlendes soziales Netz)1 sowie die Zugehörigkeit zu einer grösseren Gemeinschaft oder zur Gesellschaft.2 Andauernde Einsamkeit ist mit einem erhöhten Risiko für körperliche und psychische Krankheiten sowie mit erhöhter Mortalität assoziiert.3


Welches sind die Ursachen von Einsamkeit im Alter?
Einsamkeit hat viele Ursachen, die in den Persönlichkeitsmerkmalen, in der gesundheitlichen und sozialen Situation der Menschen, aber auch in ihren Lebensverhältnissen wurzeln. Um das Problem umfassend, sowohl auf individueller als auch auf gesellschaftlicher Ebene anzugehen, braucht es deshalb eine breite Palette von gut koordinierten Ansätzen, welche die Menschen niederschwellig erreichen – zur Vorbeugung von Einsamkeit (Primär- und Sekundärprävention) ebenso wie zur Unterstützung von Menschen, die bereits länger unter Einsamkeit leiden (Tertiärprävention).
Welche Relevanz hat Einsamkeit im Alter?
Einsamkeit im Alter verursacht viel subjektives Leid. Die gesundheitlichen Auswirkungen von nicht bedürfnisentsprechenden sozialen Beziehungen werden in der Fachliteratur mit jenen des Tabakkonsums und des Übergewichts verglichen.4 In der Schweiz fühlen sich 5-9% der zu Hause lebenden älteren Menschen ziemlich oder sehr häufig einsam.5, 6 Somit sind 80’000-150’000 Menschen 65+ gesundheitlichen Risiken durch Einsamkeit im Alter ausgesetzt. Betroffen sind insbesondere hochaltrige Menschen, Teile der Migrationsbevölkerung sowie vulnerable und sozial benachteiligte Bevölkerungsgruppen.7

Wie gehen wir das Problem der Einsamkeit an?
Das Programm «connect! – gemeinsam weniger einsam» setzt auf drei Ebenen an:
-
Beim Individuum:
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In der lokalen Gemeinschaft:
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Auf gesellschaftlicher Ebene …
Zur Unterstützung der betroffenen Menschen informieren und sensibilisieren wir die Bevölkerung zu Einsamkeit, zu Tabu und Stigma und zu unterstützenden Angeboten. Wir informieren und schulen Fachleute der Gesundheitsversorgung und der Sozialen Arbeit, damit Einsamkeit besser erkannt und einsame Menschen besser betreut werden.
In den Gemeinden und Quartieren fördern wir Aktivitäten, welche beziehungsstiftend wirken, die Zusammengehörigkeit fördern und die Gemeinschaft dadurch stärken. Lokale Verwaltungen und Organisationen erhalten Unterstützung, ihre Angebote entsprechend weiterzuentwickeln und besser bekannt zu machen. Mit einer hohen Einsamkeit bei älteren Menschen, liegt der Fokus auf hochaltrigen, vulnerablen und sozial benachteiligten Personen. Freiwillige werden motiviert und befähigt, einsame Menschen zu begleiten und zu unterstützen.
… geht es darum, die Akteure zu verbinden, Synergien zu nutzen, gemeinsame Aktivitäten zu planen und zu koordinieren und damit vorhandene Ressourcen optimal zu nutzen. Ungünstige, die Einsamkeit verstärkende gesellschaftliche Einflussfaktoren und Trends werden analysiert und wo möglich angegangen. Eine Programm-Evaluation und die Berücksichtigung von nationalen und internationalen Erkenntnissen ermöglichen die kontinuierliche Verbesserung des Programms.
Wie sieht der Aktionsplan aus?
Das Programm zielt darauf ab, Einsamkeit im Alter zu reduzieren, indem es auf präventive Massnahmen und soziale Zusammengehörigkeit setzt. Es basiert auf einer interdisziplinären Zusammenarbeit von Fachpersonen, Organisationen und öffentlichen Organen, um eine nationale Strategie für die Schweiz zu entwickeln. Die Massnahmen beinhalten unter anderem Schulungen, Sensibilisierung der Öffentlichkeit und die Verbesserung von Betreuungsstrukturen.
An wen richtet sich das Programm «connect! – gemeinsam weniger einsam» und wer hat welchen Nutzen?
Profitieren sollen in erster Linie die von Einsamkeit betroffenen Menschen und die gesamte Bevölkerung. Als Kanton, Gemeinde, Institution oder Organisation, der oder die sich für das Wohlergehen dieser Zielgruppen engagiert, profitieren Sie von den Dienstleistungen des Programms.
- Wir vernetzen die interessierten Akteure und koordinieren gemeinsame Aktivitäten.
- Wir verfolgen die nationalen und internationalen Entwicklungen und stellen die neusten Erkenntnisse zur Verfügung.
- Wir sensibilisieren und informieren die Bevölkerung und die Fachleute.
- Wir stellen Dienstleistungen und Hilfsmittel zur Verfügung und unterstützen beim Fundraising.
- Wir engagieren uns für umfassende und zukunftsgerichtete kommunale Versorgungsmodelle.
- Wir setzen uns für bessere soziale und politische Rahmenbedingungen ein.
- Wir helfen, bestehende Wissens- und Angebotslücken zu schliessen.
1 Perlman, D. & Peplau, L.A. (1981). Toward a Social Psychology of Loneliness. In: Duck S. & Gilmour R. (Eds.), Personal Relationships in Disorder. London: Academic Press, 31-56, p.32
2 Vgl. z.B. Cacioppo, John T. & Cacioppo S (2012). The phenotype of loneliness. The European Journal of Developmental Psychology, 9/4, 446-452
3 Holt-Lunstad J., Smith, T.B., Baker., M. et al. (2015). Loneliness and social isolation as risk factors for mortality: a meta-analytic review. Persp Psychol Sci, 10: 227-237
4 Holt-Lunstad, J. et al. (2010). Social Relationships and Mortality Risk: A Meta-analytic Review. PLoS Med. 2010 Jul 27;7(7):e1000316. https://doi.org/10.1371/journal.pmed.1000316
5 Höpflinger, F. (2024). Einsamkeitsgefühle im Alter – Ursachen und Auswirkungen – Eine Auswertung der Schweiz. Gesundheitsbefragung 2022. Version 6. März 2024 (Bezug beim Verein «connect!»)
6 Schuler, D. (2023). Prävalenz «Einsamkeit im Alter». Spezialauswertung des OBSAN Berichts 03/2023 gemäss Anfrage des Schweizer Instituts für Sucht- und Gesundheitsforschung (ISGF) (Bezug beim Verein «connect!»)
7 Höpflinger, F. (2024). Einsamkeitsgefühle im Alter – Ursachen und Auswirkungen – Eine Auswertung der Schweiz. Gesundheitsbefragung 2022. Version 6. März 2024 (Bezug beim Verein «connect!»)